Kontaktabbruch zwischen Eltern und Kindern: Wie kommt es dazu?

Kontaktabbruch zwischen Kindern und Eltern

Kein Anruf, keine Mail, keine andere Nachricht auf einem Messenger mehr – nichts. Wenn Eltern auf einmal nichts mehr von ihren Kindern sehen, geschweige denn hören, ist dieser Kontaktabbruch für viele extrem schmerzlich. Und für nicht wenige auch überraschend.

Sicherlich gibt es Beziehungen, bei denen sich ein Kontaktabbruch über eine längere Zeit anbahnt und bei denen er transparent und nachvollziehbar erfolgt. Doch was, wenn Eltern überhaupt nicht damit rechnen und plötzlich nicht mehr wissen, was sie tun sollen?

Kontaktabbruch: Die Irritation aufseiten der Eltern

Oft trifft Eltern der Kontaktabbruch ihrer Kinder wie ein Schlag aus heiterem Himmel. Häufige Fragen dabei sind:

  • Was hat sie/er denn auf einmal?
  • Habe ich/haben wir etwas falsch gemacht? Und wenn ja, was?
  • Wie soll es denn jetzt weitergehen?
  • Gibt sich dieses Verhalten wieder?
  • Was können wir tun?

Wie aus den Fragen ersichtlich werden dürfte, suchen viele Eltern die Verantwortung und/oder Schuld dafür bei sich. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn das Umfeld signalisiert, dass das Kontakt abbrechende Kind doch eigentlich ein ganz prima Mensch ist.

Allerdings gibt es auch Eltern, die ihr Kind direkt dafür verantwortlich machen. Eben weil es „ja schon immer komisch/unreif/undankbar/was auch immer war“. In der Konsequenz heißt es dann zunächst häufig, dass das Kind nun eben sehen müsse, wie es ohne die Eltern zurechtkomme. Oft holt diese Eltern aber auch nach kurzer Zeit eine gewisse Sehnsucht und Besorgnis ein.

Kinder brechen nur äußerst selten den Kontakt zu ihren Eltern spontan ab

Unter Umständen, aber nicht in jedem Falle. Meistens sind die emotionalen, manchmal auch körperlichen Verletzungen schwerwiegend und die Fronten zumindest einseitig sehr verhärtet. Dadurch müssen sich vor allem Eltern oftmals von der Vorstellung lösen, dass der Prozess des Zueinander-Findens innerhalb kurzer Zeit abläuft.

Speziell bei toxischen Beziehungen, in denen die Kinder seelischer und/oder körperlicher Gewalt ausgesetzt waren, ist ein gewisser Selbstschutz zudem vollkommen verständlich. Dazu gehört unter anderem, dass der eigene Wert nicht vom Verhältnis zu den Eltern bestimmt wird. Manche Eltern erwarten Dankbarkeit – einfach, weil sie die Eltern sind. Doch es besteht kein Grund, aus dieser Tatsache eine notwendige Dankbarkeit abzuleiten. Ein Umstand, den sich sowohl Kinder als auch Eltern bewusst machen sollten.

Eine Wiederannäherung setzt also den beidseitigen Willen zum Dialog voraus. Und die Einsicht der Eltern, dass sie – in welcher Form auch immer – dazu beigetragen haben, dass das Kind den Schritt des Kontaktabbruchs überhaupt gegangen ist. Wesentlich in diesem Zusammenhang: Es geht nicht nur um die reinen, nüchternen Fakten – das Gefühl entscheidet mit.

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Nicht immer ist der Maßstab, der zu einem selbst passt, auch der Maßstab, mit dem andere gemessen werden sollten.

Ein Beispiel: Eltern haben ihrem Kind durch finanzielle Unterstützung nahezu alles ermöglicht. Sie haben ihm aber nie wirklich zugehört, was es eigentlich möchte, wofür es sich begeistert und wovor es sich sorgt. Stattdessen gab es Pauschalvorschläge, wie es sein Leben in den Griff bringen und ein solides Leben führen kann. Befreit von jeglicher Kreativität, aber dafür pünktlich zum Monatsanfang bezahlt. Bricht das Kind nun den Kontakt ab, weil es sich zwischenmenschlich unverstanden und vielleicht sogar ungeliebt fühlt? Dann müssen die Eltern zunächst einmal einsehen, dass Geld und Pünktlichkeit für ihr Kind nicht so sehr im Mittelpunkt stehen wie für sie selbst. Oder mit anderen Worten: Nicht immer decken sich die Erwartungen der Eltern mit den ihrer Kinder.

Somit finden sehr wahrscheinlich nur die Menschen wieder zueinander, die über ihren eigenen Schatten springen und sich in ihre Eltern beziehungsweise in ihre Kinder hineinversetzen können. Im Mittelpunkt dabei stehen zunächst ein sich entwickelndes Verständnis für den jeweils anderen, bevor es zu einem bewussten Verzeihen kommen kann. Dies ist in manchen Fällen tatsächlich viel verlangt und sollte daher keinesfalls als Selbstverständlichkeit gewertet werden. Falls dieser Schritt von beiden Seiten sehr gewünscht, aber alleine nicht geschafft wird, kann eine Mediation oder eine therapeutische Unterstützung sinnvoll sein.

Unabhängig davon, auf welcher Seite Du in diesem potenziellen Fall stehst: Mach‘ Dir immer klar, dass es keinen Zwang zu einem positiv-vertrauten Eltern-Kind-Verhältnis gibt. Kinder und Eltern haben jeweils das Recht auf ein eigenes Leben. Ein konstruktives Feedback ist dabei sicherlich eine gute Hilfe – toxische Beziehungen sind es definitiv nicht. Es gehören also auf beiden Seiten viel guter Wille, Interesse am anderen und Verständnis für andere Lebensentwürfe dazu, wenn das Miteinander für alle gewinnbringend funktionieren soll.


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