Empty Nest Syndrom: Wenn die Kinder plötzlich ausziehen

Vater hilft Tochter beim Auszug

Wenn Kinder ihr eigenes, unabhängiges Leben beginnen und aus dem Elternhaus ausziehen, stellt dies nicht nur den Nachwuchs selbst, sondern auch dessen Elternteile vor neue Herausforderungen – und nicht selten auf eine harte Probe. Denn für viele Eltern fühlt sich dieser Schritt häufig wie eine Trennung an und ist mit heftigen Emotionen verbunden. Wenn es Eltern sehr schwerfällt, ihre Kinder ziehen zu lassen, spricht man vom sogenannten Empty Nest Syndrom. Was es damit auf sich hat und wie Betroffene mit dieser neuen Situation umgehen können, erfährst Du hier.

Was ist das Empty Nest Syndrom?

Der Name ist Programm: Das ‚leere Nest Syndrom‘ bezeichnet den Gefühlszustand, den viele Eltern empfinden, wenn die Kinder plötzlich flügge werden und in ihre eigene Wohnung ziehen. Manche Eltern(-teile) gehen mit dieser Situation entspannt um und blicken der geänderten Wohn- und Lebenskonstellation positiv-aufgeregt entgegen. Doch nicht wenige haben mit dieser neuen Situation emotional zu kämpfen. Sie tun sich folglich damit schwer, loslassen zu können und sich den neuen Gegebenheiten anzupassen. Häufige Symptome des Empty Nest Syndroms sind u. a.:

  • das Gefühl der Leere
  • Einsamkeit
  • Abschiedsschmerz und Trauer
  • ein schmerzvoller Zwiespalt zwischen Rationalität und Emotionalität

Dass es Vätern und Müttern nicht immer leichtfällt, wenn Kinder das Elternhaus verlassen, ist auch absolut verständlich. Immerhin stellt der Moment des Auszugs des eigenen Kinds einen großen Einschnitt im Familienalltag, aber vor allem auch im Leben der Eltern dar. Elternteile mit einer engen Bindung zum Nachwuchs ertappen sich häufig dabei, dass sie nun vor einem radikalen Umschwung stehen. Viele Rituale, Aufgaben und Gewohnheiten laufen jetzt mehr oder weniger schnell aus oder wollen anders organisiert werden. Verständlich, dass dies nicht von heute auf morgen funktioniert. Die Phase des Empty Nest Syndroms kann bei vielen Menschen zwischen einem und zwei Jahren dauern.

Viele Mütter werden nach dem Auszug des Kindes vom Empty Nest Syndrom überrascht

Wieso leiden manche Eltern unter dem Empty Nest Syndrom?

Die Ursachen, die möglicherweise mit dieser (temporären) Sinnkrise verbunden sind, stellen sich vielfältig dar. Oft geht es um einen oder mehrere der folgenden Faktoren.

  • Ein Lebensabschnitt ist zu Ende. Ob Geburt, der erste Tag im Kindergarten, in der Schule, der Ausbildung oder im Studium … im Leben einer Familie gibt es viele Momente, die einen Einschnitt bedeuten. Doch während diese Einschnitte oftmals von der gesamten Familie am gleichen Ort getragen werden, zeigt der Auszug eines Kindes an, dass nun getrennte Wege gegangen werden und eine neue Lebensphase beginnt. Und das kann natürlich schon einmal wehmütig machen.
  • Es entsteht ein Verlassenheitsgefühl, das mitunter an einem Trennungsschmerz ähnelt. Jemand geht, jemand anderes bleibt zurück. Keine Frage, dass sich das ab und an ernüchternd anfühlt. Unabhängig davon, dass das (temporäre) Zurückkommen des Kindes idealerweise ja nicht ausgeschlossen ist.
  • Ein Lebensinhalt fällt weg. Bis zum Auszug war das Kind irgendwie immer da: oftmals körperlich, aber natürlich auch vor dem inneren Auge und erst recht im Herzen. Es überrascht also nicht, dass jemand, bei dem Du oder andere Deiner Lieben regelmäßig praktisch mit angepackt haben, durch seinen Umzug erst einmal eine emotionale Lücke hinterlässt.
  • Angst vor der Veränderung und der Sorge, wie alles werden soll. Manche liebgewonnenen Gewohnheiten müssen sich nun zwangsweise verändern, wenn einer/eine nicht mehr da ist. Gerade in Bezug aufs eigene Kind fällt dies vielen Eltern(-teilen) zunächst verständlicherweise schwer. Außerdem stellen sich viele von ihnen noch die Frage, ob das Kind auch alleine mit sich selbst und seiner Umwelt zurechtkommt.
Wenn sich bei Eltern das Empty Nest Syndrom zeigt, ist eine Neuausrichtung gefragt.

Was tun gegen das Empty-Nest-Syndrom?

Lange Rede, kurzer Sinn: Es ändert sich etwas und eine Neusortierung ist gefragt. Bleibt also die Frage, wie Du der Situation bei Bedarf konstruktiv entgegentreten und das Beste aus ihr machen kannst. Die diesbezüglichen Optionen sind so vielfältig wie die Gründe für das Empty Nest Syndrom. Es lohnt sich also, wenn Du Dir genau überlegst, was der Auslöser ist, um ihm passgenau zu begegnen. An dieser Stelle folgt daher hier nur eine offene und recht generelle Auswahl an Möglichkeiten.

Mit Vertrauten offen über die eigenen Gefühle reden

Wer dafür Dein bester Gegenpart ist, entscheidest Du natürlich selbst. Oft bieten sich die Partnerin beziehungsweise der Partner an; manchmal sind jedoch Freund:innen oder andere Verwandte eine sinnvolle Alternative. Wichtig ist, dass Du Dich mit Deiner Gefühlslage ernst genommen und verstanden fühlst – und dass Du etwas Konstruktiv-Positives aus dem Gespräch mitnimmst. Im Zweifelsfall auch einfach, dass eine professionelle Hilfe noch besser wäre, um diese Trauerphase zu überwinden. Dazu aber später noch etwas mehr.

Herausfinden, was dem eigenen Leben Sinn und Freude bietet

Insbesondere Elternteile, in deren Welt die Kinder sehr stark im Fokus standen, oder auch Alleinerziehende können im Zuge des Empty Nest Syndroms in eine echte Sinnkrise stürzen. Dennoch: Oftmals ist das Kind nicht komplett aus der Welt! Ein Dank an die Technik – sei sie kommunikativer oder logistischer Art. Schließlich können sich mit ihrer Hilfe Eltern und Kinder regelmäßig gegenseitig sehen, lesen und/oder hören. Am besten passiert das natürlich in einem Maß, das allen Beteiligten guttut. Ganz davon abgesehen, dass auch im Beruf, im Ehrenamt sowie in anderen Formen neue Menschen und Aufgaben auf Dich warten.

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Sich selbst wieder mehr in den Mittelpunkt stellen

Wofür brennst Du? Mit welchen Menschen umgibst Du Dich gerne? Welcher Beschäftigung wolltest Du schon immer nachgehen? Und was möchtest Du selbst (wieder) einmal erleben? Viele Mütter und Väter stellen sich solche Fragen viel zu selten, wenn ihre Kinder klein sind. Kein Wunder, denn das wäre beim strömenden Regen auf dem Fußballplatz in dem Moment wohl auch nicht sehr befriedigend. Aber spätestens, wenn das Kind ausgezogen ist, tut sich der Raum für diese Frage wieder weiter auf. Also: Was darf’s sein?

  • Wieder mehr gemeinsame (erotische) Zeit mit Deiner Partnerin beziehungsweise Deinem Partner, wo Ihr Euch jetzt wieder mehr als Paar und weniger stark in der Elternrolle sehen könnt?
  • Eine ‚Rückeroberung’ des Wohnraums, indem das alte Kinderzimmer zum kreativen Hobbyraum oder gemütlichen Gästezimmer wird?
  • Oder Treffen mit Freund:innen und/oder Freizeitgruppen, bei denen Du auf Deine kulturellen, sportlichen oder anders gearteten Kosten kommst?

Alles, was Dir selbst guttut, Dich positiv stimmt und Dir hilft, diese Übergangsphase erträglicher zu machen, ist erlaubt!

Fazit: Es gibt viel zu tun, …

… dennoch ist es legitim, wenn Dir (oder Euch) nicht direkt nach dem größten Tatendrang zumute ist. Jeder/Jede hat dabei sein eigenes Tempo und es ist völlig legitim, in der eigenen Geschwindigkeit vorzugehen und nicht sofort alle Register zu ziehen. Bemerkst Du, dass sich die Wogen irgendwann zu legen beginnen, bist Du garantiert auf dem richtigen Weg.

Stellst Du jedoch fest, dass Du übermäßig von Traurigkeit und Leere übermannt wirst und diese Gefühle auch nicht nachlassen, nimm ruhig Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe oder einer anderweitigen professionellen Hilfe auf. Gemeinsam lassen sich negative Gefühle häufig besser und effektiver bewältigen – und letztlich soll der neue Lebensabschnitt ja auch für Dich ein glücklicher und spannender werden, oder?

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