In wen verlieben wir uns?

Auch unbewusste Prägungen entscheiden darüber, in wen wir uns verlieben

Ja, die Wirkungen des Verliebt-Seins sind gefühlt magisch. Ob Herzklopfen, feuchte Hände oder pure Aufregung, die uns entweder verstummen oder wie einen Wasserfall reden lässt … sind wir erst einmal verliebt, befinden wir uns in einem Ausnahmezustand. Während sich manche Menschen innerhalb von Sekunden verlieben können, dauert es bei einigen länger, bis es emotionaler wird. Doch welche Faktoren entscheiden eigentlich darüber, in wen wir uns verlieben? Können wir den Prozess des Verliebens womöglich sogar selbst beeinflussen? Diesen spannenden Fragen sind wir einmal nachgegangen und haben versucht herauszufinden, warum dieses Gefühl bei manchem Gegenüber einsetzt und bei einem anderen wiederum nicht.

Auf den ersten Blick verlieben?

Hast Du Dich in Deinem Umfeld bereits umgehört, ob jemand schon einmal die Liebe auf den ersten Blick erlebt hat? Wetten, dass jemand dabei war und dass es ein Mann war? Der Psychologe Florian Zsok und seine Wissenschaftler haben ein Experiment mit 400 Proband:innen durchgeführt. Dabei haben sie ermittelt, dass der Boom-Effekt innerhalb von knapp 100 Millisekunden eingesetzt hat – und das fast ausschließlich bei Männern.

Womit das Experiment die These scheinbar bestätigt, dass Männer tendenziell mehr als Frauen auf die reine Optik achten. Gleichzeitig lohnt sich eine Weiteruntersuchung zu der Frage, ob Frauen sich eher für Sicherheit, Bindungswillen und Status interessieren könnten. Was wohl mit mehr Zeitbedarf für einen genaueren Eindruck und einem unwahrscheinlicheren Liebesflash einhergehen würde.

So oder so lässt sich feststellen: Es gibt eine Differenz zwischen einem körperlich-hormonellen Liebesrausch und Liebe im dauerhafteren, vertrauensvoll-fürsorglichen Sinne. Aber selbst für langfristigere Liebesgefühle existieren sowohl bei Frauen als auch bei Männern bestimmte, mehr oder weniger bewusste Bindungsmuster.

Frühkindliche Bindungsmuster entscheiden mit darüber, in wen wir uns verlieben

Bindungsmuster sorgen dafür, dass wir uns verlieben

Die Psychologie hinter dem Verlieben bestätigt: Es gibt diverse Bindungsmuster, die wir im Laufe unseres Lebens entwickeln und mit deren Hilfe wir potenzielle Partner:innen oft unbewusst in die engere Wahl nehmen. Besonders frühkindliche Erfahrungen prägen unsere Bindungsbereitschaft und unser Bindungsvermögen und legen somit den Grundstein dafür, zu wem wir im Erwachsenenalter Anziehung verspüren.

Prägungen aus der Kindheit

Deine Eltern sind die ersten Menschen, zu denen Du eine enge Bindung aufbaust. Damit sind sie auch die ersten Personen, deren Verhalten Du idealerweise über längere Zeit beobachten kannst. Daraus entsteht eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit, dass Du ihr Bindungsverhalten als ‚normal‘ und repräsentativ halten könntest. Diesbezügliche Studien haben gezeigt, dass speziell Frauen, deren Väter in der elterlichen Beziehung ein toxisches Verhalten an den Tag legten, sich später ebensolche Partner aussuchen. Sie fühlen sich also bei der Partnerwahl zu Männern hingezogen, die ihren Vätern charakterlich sehr ähnlich waren.

Eine andere Studie des Magazins Evolution and Human Behavior hat ebenfalls Interessantes ergeben. Eltern böten für viele Menschen bei der Suche nach der Lebenspartnerin bzw. dem Lebenspartner die optische ‚Vorlage‘. So sei es beispielsweise häufiger vorgekommen, dass Männer mit hellhaarigen und helläugigen Müttern sich diese Attribute auch an ihren (zukünftigen) Traumpartner/innen gewünscht hätten.

Neben den Eltern können natürlich auch die Geschwister, die Beziehung von Großeltern, einschneidende Erlebnisse im Kindesalter, emotionale Verletzungen in der ersten Paar-Beziehung oder weitere äußere Faktoren Auswirkungen auf das Bindungsmuster haben, dem wir als Erwachsene auf der Suche nach Liebe und Zuwendung folgen.

Attraktivitätsmerkmale

Wie schon bei den Kindheitsprägungen angesprochen, kommt es vor, dass man bestimmte Merkmale oder Eigenschaften ganz unbewusst besonders attraktiv findet. Möglicherweise kennst Du ein solches Faible ja auch selbst und ertappst Dich dabei, dass Du danach Ausschau hältst? Darunter fallen Merkmale, die folgender Natur sein können:

  • Optik (wie Körpergröße und -form, Bart- und/oder Haarfarbe und -länge, Muskeltonus, Brille und Tattoos oder Piercings)
  • Akustik (wie Stimmlage und Dialekt)
  • Haptik (Haut)

Begeistern Dich bestimmte Aspekte so sehr, dass Du diese verstärkt beachtest? Dann passiert es unter Umständen, dass Du die Menschen, die ihn nicht mitbringen, schlicht und ergreifend übersiehst. Es sei denn, sie schaffen es, Deine Aufmerksamkeit aus anderen Gründen zu erregen. Das kann z. B. dadurch passieren, dass sie ähnlich introvertiert oder extrovertiert sind.

Darüber hinaus haben Versuche der University of Massachusetts gezeigt, dass das Halten des Blickkontakts über mehrere Minuten zum Überspringen des Funkens beiträgt. Passend dazu bewiesen zudem andere US-amerikanische Studien, dass auch eine lebhafte Mimik und Gestik als interessant-positiv wahrgenommen wird.

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Interessen und Werte beeinflussen, in wen wir uns verlieben

Aber natürlich kommt es oftmals eben doch nicht nur auf die Optik an. Suchst Du ausschließlich nach einem One-Night-Stand oder einer Affäre? Dann wirst Du gegebenenfalls nicht so tief in die Innenwelt Deines Gegenübers vordringen (wollen). Bei potenziell engeren und langfristigen Partnerschaften spielen die Interessen und Werte der/des anderen in den meisten Fällen jedoch sehr wohl eine Rolle.

Psycholog:innen haben in diesem Zusammenhang herausgefunden, dass viele Menschen dazu tendieren, jemanden besonders attraktiv zu finden, wenn er/sie aus einem vergleichbaren sozialen Umfeld kommt. Diese Tendenz liegt der Annahme zugrunde, dass man ähnliche Lebenserfahrungen gesammelt hat und sich deswegen letztlich eher miteinander versteht und gemeinsame Interessen miteinander teilt.

Genauso gut kann es allerdings von Relevanz sein, dass die/der andere etwas hat, wonach man sich sehnt – worüber man aber nicht selbst verfügt. Bei Gegensätzen besteht allerdings jeweils die Möglichkeit, einen Volltreffer zu landen oder komplett danebenzugreifen. Was genau der Fall ist, zeigt sich in der Regel erst im Laufe der Zeit.

Falls Du jemanden schon länger kennst, fällt Dir eine solche Einschätzung wahrscheinlich leichter. Vielleicht findest Du die entsprechende Person ja auch schon länger attraktiv und nur die Umstände haben bisher einen engeren Kontakt verhindert?

Sofern eine gewisse grundsätzliche Gemeinsamkeit besteht, könnte sie eine brauchbare Basis für ein längeres, harmonisches Miteinander darstellen. Gleichzeitig müssen charakterliche Abweichungen, z. B. aufgrund des Sternzeichens, aber keine Schwierigkeiten darstellen und den anderen uninteressant machen – im Gegenteil. Schließlich stellen etwas Abwechslung und ein gemeinsam bestandenes Abenteuer häufig das Salz in der Suppe dar.

Auch der Körperduft hilft beim Verlieben

Gerüche, Düfte und Pheromone helfen beim Verlieben

Am Sprichwort „Ich kann Dich (nicht) gut riechen“ ist definitiv etwas dran. Tatsächlich ist bereits hinlänglich wissenschaftlich erforscht, dass Menschen über den Duft des anderen Informationen über dessen Immunsystem und seine Gesundheit erschnuppern und in Bezug auf die eigenen Faktoren abgleichen können. Kein Wunder bei 400 ‚normalen‘ Riechrezeptoren.

Darüber hinaus interessieren sich die Forscher:innen für den Bereich der Pheromone (Sexuallockstoffe). Und das nicht erst seit gestern, wie viele Studien an Mäusen und inzwischen auch an Menschen bestätigen. Bei den Letzteren ist sich die Wissenschaft bezüglich des genauen Ausmaßes der Wirkung indes noch nicht so sicher. Will heißen: Pheromone wirken, aber in welchem Maß und wie genau der Wirkprozess abläuft, muss noch genauer geklärt werden.

Dennoch scheint klar zu sein, dass die Pheromone unbewusst wahrgenommen werden und das eigene Empathie-Zentrum reizen. Beispielsweise, wenn man bemerkt, dass jemand Angst hat. In Bezug auf die Unterstützung bei der Partner:innenfindung – Stichwort verschwitztes testosteronschwangeres Männer-T-Shirt – muss aber noch einmal gründlich nachgeforscht werden. Denn immerhin haben Mäuse 300 hoch spezialisierte Pheromon-Rezeptoren und Menschen nur fünf generalisierte. Bei der Frage, ob der körpereigene Duft bei der Wahl der Partnerin bzw. des Partners wirklich so ausschlaggebend ist oder doch nur eine Nebenrolle spielt, bleibt es also weiterhin spannend.

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