Liebe auf den ersten Blick: Was passiert in diesem Moment?

Mann und Frau verabreden sich

Ein Blick genügt und schon ist es um uns geschehen. Das Herz fängt an zu rasen, die Knie werden weich und es verschlägt uns die Sprache. Das ist es – das muss Liebe sein! Wie oft hast Du Dich schon auf den ersten Blick in jemanden verliebt? Verschiedenen Umfragen zufolge, glauben über 60 % der Frauen und Männer in Deutschland an die Blitzliebe. Dann muss wohl etwas dran sein, oder? In diesem Artikel erfährst Du, ob das Phänomen „Liebe auf den ersten Blick“ nur ein Mythos oder Realität ist.

Was hat es mit dem Gefühl auf sich?

Die Liebe auf den ersten Blick ist ein klassisch-romantisches Idealbild. Sowohl in Filmen und Serien als auch in der Musik und Literatur wird sie gerne aufgegriffen. Denke nur an die Liebesgeschichte von Romeo und Julia oder an die erste Begegnung von Baby und Johnny in „Dirty Dancing“. Doch wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, jemandem augenblicklich zu verfallen, den man eigentlich gar nicht kennt? In einer Befragung gaben 30 % der Personen an, die „Liebe auf den ersten Blick“ selbst schon gespürt zu haben.

Bleibt also die Frage, wer recht hat: das Gefühl oder die Wissenschaft? Immerhin ist ja bekannt, dass Liebe und Wahrheit schon einmal zwei verschiedene Paar Schuhe sein können.

Gibt es Liebe auf den ersten Blick wirklich?

Folgt man den Erkenntnissen der Forscher:innen landet man recht schnell auf dem unromantischen Boden der Tatsachen. Es zeigt sich nämlich, dass der Blitzeinschlag, welcher für Liebe gehalten wird, eher eine Illusion ist. Aber immerhin ist es eine sehr schöne.

Der psychologisch-biologische Hintergrund

Dass fast die Hälfte aller Beziehungen auf diesem spontanen Anziehungskick basieren, hat die Wissenschaftler:innen nicht sonderlich überrascht. Denn seit geraumer Zeit ist klar, dass eigentlich jeder Mensch für eines der folgenden Symptome empfänglich ist:

  • erhöhter Herzschlag
  • Aufregung
  • feuchte Hände
  • die berühmten Schmetterlinge im Bauch

Also für genau die bereits genannten Empfindungen, die Du möglicherweise schon vom Hörensagen oder sogar aus eigener Erfahrung kennst, wenn Du überaus fasziniert von einem Menschen bist, den Du gerade erst kennengelernt hast.

Darüber hinaus ist bewiesen, dass lediglich knapp 3 Sekunden dafür ausreichen, um sich zu einer Person hingezogen zu fühlen. Man stellt also sofort unbewusst fest, ob man jemanden attraktiv findet oder eben nicht. Die Ausschüttung von Glückshormonen wie Dopamin trägt dazu bei.

Dabei geht es allerdings ausschließlich um physische Attraktivität! Status, Geld, Beruf, Religion oder andere Faktoren, werden außen vor gelassen. Alles unwichtig, wenn Du Dich schockverliebst. Oder Dein Gegenüber. Oder ihr beide.

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Handelt es sich dabei wirklich um Liebe?

Psychologe Florian Zsok und sein Team haben einen Test gemacht. Circa 400 Frauen und Männer nahmen zunächst an einer Bewertung der Bilder potenzieller Partner:innen teil. Anschließend ging es dann in die Speed-Dating-Sitzungen mit Fremden. Während dieses Prozesses wurden alle Teilnehmenden immer wieder zu ihren Gefühlen befragt. Und tatsächlich berichten 32 Proband:innen, dass sie im Rahmen des Experiments „Liebe auf den ersten Blick“ gespürt hätten.

Der Knackpunkt ist: Definierst Du Liebe als Mischung aus Zuneigung, Vertrauen und Fürsorge bis hin zur Intimität? Und sind Dir in diesem Rahmen auch Nähe und Geborgenheit wichtig? Dann befindest Du Dich auf einer ziemlichen Linie mit den Wissenschaftler:innen, die die erste situative Anziehung noch nicht als Liebe verstehen. Sie definieren es eher als Sehnsucht oder Begierde.

Spannend dabei: Nahezu alle Personen, die beim Experiment die „Liebe auf den ersten Blick“ erlebten, waren Männer. Laut Zsok ist dies ein Indiz dafür, dass Männer im Vergleich zu Frauen anfangs doch noch etwas mehr Wert auf optische Qualitäten legen würden. Hingegen würden sich Frauen bei der Partner:innenwahl eher auf den Status und die Bindungsbereitschaft fokussieren. Sie konzentrieren sich also eher auf Eigenschaften, die nicht unmittelbar auf den ersten Blick erkennbar sind.

Insgesamt ergibt sich für Zsok daraus, dass „Liebe auf den ersten Blick“ vor allem eine Illusion sei, die eine von beiden Beziehungspartner:innen gemeinsam erzeugte Erinnerung voraussetze.

Ist es wirklich Liebe auf den ersten Blick oder eher Verliebtheit?

Verliebtheit statt echte Liebe

Der positive Eindruck, den das attraktive Gegenüber auf Anhieb bei uns hinterlässt, führt dazu, dass wir die betreffende Person idealisieren. Wir projizieren mehr positive Eigenschaften auf sie, als uns bekannt sind. Vermutlich ist diese Neigung zentral für das Verlieben. Würde die Liebe nur auf Fakten basieren, würden wir kaum eine so starke Wirkung verspüren. Was wir als „Liebe auf den ersten Blick“ bezeichnen, ist zusammengefasst also eine körperliche Anziehung und Begierde. Sie steigert unsere Bereitschaft, eine Beziehung einzugehen.

Damit dies in anhaltende Zuneigung mündet, muss man einander kennenlernen. Ob Eure Begegnung zufällig oder vorbestimmt ist, gilt es noch herauszufinden. Erst wenn eine ernsthafte Bindung entsteht, die Gefühle füreinander Bestand haben und der erste Eindruck einem realistischeren Bild vom anderen gewichen ist, kann man von Liebe sprechen. Manchmal muss man auch feststellen, dass die scheinbar magische Anziehung, die in Millisekunden entzündete, in Wahrheit nur aus Wunschdenken besteht.

„Es ist ein Blitz, der im Nachhinein einschlägt.“, fasst der Psychologe Zsok zusammen. Oder mit anderen Worten:  Wer es schafft, eine solide und liebevolle Partnerschaft auf einem kurzen ersten Moment der gegenseitigen Anziehungskraft aufzubauen, Respekt. Es lohnt sich aber zu hinterfragen, ob da die Vergangenheit nicht ein bisschen durch den rosaroten Gegenwartsfilter betrachtet wird. Das ist nämlich gar nicht so selten der Fall, dass Paare auf diese Weise eine Art Liebes-Schöpfungsmythos erzeugen. Und ganz ehrlich? Wenn der für eine frische Brise in der Beziehung sorgt, ist das doch sicherlich nicht das Schlechteste.

Wie gehst Du mit Liebe auf den ersten Blick gekonnt um?

Eine gewisse Vorsicht bietet sich an, wenn Du Dich in einer Beziehung befindest und Dich dann schlagartig in jemanden verguckst. Oder sich jemand anderes in einer Partnerschaft wie vom Blitz getroffen in Dich „verliebt“.  In einem solchen Fall muss es nämlich nicht unbedingt so sein, dass das neue Gegenüber das absolute Nonplusultra darstellt, sondern es in einer Beziehung ein paar Baustellen gibt. Beispielsweise, weil sich jemand eingeengt fühlt, es zu Enttäuschungen kam oder es an Abwechslung mangelt. Also erst einmal einige Nächte darüber schlafen. Denn eine langfristige Liebesbeziehung lebt nicht nur von der ersten Anziehungskraft, sondern vor allem von Vertrauen, Fürsorge und Geborgenheit.

Falls Du allerdings Single bist und Dein Glaube an die „Liebe auf den ersten Blick“ ziemlich geplättet wurde, keine Sorge. Es ist ja nicht so, als sollten damit sämtliche Empfindungen für null und nichtig erklärt werden. Nur ist für den Hormon-Rausch-Cocktail vielleicht Verknalltheit die bessere Bezeichnung. Und mit genug Zeit und ein bisschen Glück kann sich bei einem gegenseitigen Interesse ja noch zeigen, inwiefern Du und Dein Augenstern auf lange Sicht ein harmonisches Paar abgeben.

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