Wann bringt ein Urlaub wirklich Erholung?

Ferien in der Sonne

Die Urlaubszeit ist für viele von uns die schönste Zeit des Jahres. Die Vorfreude ist oft riesig, so dass wir es kaum erwarten können, die Arbeit endlich hinter uns zu lassen. Doch wann bringt ein Urlaub echte Erholung? Wir haben uns überlegt, was einen guten Urlaub wirklich ausmacht und warum diese Auszeit für unsere Erholung so wichtig ist.

Wie erholen wir uns wirklich?

Während man im Mittelalter noch um „urloup“ (althochdt.: Erlaubnis) bitten musste, regeln seit 1963 das Bundesurlaubsgesetz sowie tarifliche und anderweitige Vereinbarungen zwischen Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen unsere persönlichen Urlaubsansprüche. So sind Vollzeitmitarbeitenden bei einer 5-Tage-Woche mindestens 20 bezahlte Urlaubstage im Jahr garantiert. Von denen können wiederum mindestens 10 Werktage am Stück als Urlaub genommen werden. Die zusammenhängende Urlaubsphase soll gewährleisten, dass die Urlaubszeit auch wirklich dazu genutzt werden kann, um sich zu erholen.

Denn ein Urlaub wird erst dann zu einem Erholungsurlaub, wenn wir psychisch und physisch in der Lage sind, uns auf diese Auszeit einzulassen und wirklich abschalten können. Dieser Ansatz deckt sich auch mit den Empfehlungen vieler Psychologen, die Berufstätigen zum Schutz der Gesundheit und des Wohlbefindens mindestens einmal im Jahr zwei Wochen Urlaub am Stück empfehlen. Kein Wunder, denn der Abbau von Stresshormonen im Körper kann bis zu 14 Tage und länger dauern. Dennoch ist nicht ausschließlich allein die Dauer des Urlaubs für den Erholungsgrad verantwortlich. Noch viel wichtiger ist, wie man diese Auszeit gestaltet und erlebt.

Erholungsurlaub daheim

Urlaub beginnt im Kopf, Erholung auch

Wenn sich Arbeit und Privates immer mehr miteinander vermischen, neigen viele von uns auch im Urlaub dazu, für Kolleg:innen und Vorgesetzte erreichbar zu bleiben. Dann werden nur mal kurz berufliche Mails gelesen, oder Termine für kommende Projekte abgestimmt. Bei einer Befragung von Concur aus dem Jahr 2018 gaben 60 % der 1.053 befragten Berufstätigen zwischen 18 und 69 Jahren an, dass sie schon einmal während ihrer Urlaubszeit gearbeitet haben.

Über 40 % gingen sogar so weit, dass sie einen Urlaub abgesagt oder verschoben haben, weil ihnen etwas Berufliches dazwischengekommen ist. Doch diese Entwicklung ist kontraproduktiv, weil sie dem Erholungseffekt des Urlaubs ganz klar entgegenwirkt. Nur wer bereit ist, sich im Kopf von den beruflichen Problemen und Herausforderungen gänzlich frei zu machen, der kann im Urlaub tiefenentspannen und wirklich zur Ruhe kommen. Wird dagegen im Urlaub gearbeitet, gerät die Work-Life-Balance ins Schwanken. Und dann kann es passieren, dass der ersehnte Entspannungseffekt gar nicht erst eintritt.

Erholung im Langzeit-Urlaub oder Kurzurlaub?

Während man in den 80er Jahren im Durchschnitt noch 18 Urlaubstage am Stück genossen hat, geht die Tendenz mittlerweile dahin, mehrmals im Jahr einen kürzeren Urlaub zu machen. Verlängerte Wochenenden und Feiertage werden dann gerne dafür genutzt, kleine Trips zu unternehmen, um dem Alltag zu entfliehen. 2020 kamen in Deutschland rund 37 Millionen Kurzurlaubsreisen von zwei bis vier Tagen Dauer zustande. Aufs Jahr richtig verteilt, können diese kürzeren Verschnaufpausen einen guten Beitrag dazu leisten, nicht so viel Erschöpfung auf einmal aufkommen zu lassen. Allerdings zeigen viele Studien eben auch, dass diese kleinen Erholungseffekte bei vielen sehr schnell wieder verblassen. Urlaub auf Vorrat ist also nicht möglich.

Dass man dieses Urlaubsfeeling nur sehr selten für längere Zeit im Alltag beibehalten kann, ist oft einem unausgewogenen Verhältnis von Privatleben und Beruf geschuldet. Der alltägliche Stress hat das Urlaubsfeeling nämlich bereits nach einer Woche nahezu komplett verdrängt. Ein weiteres Manko: Menschen, die bevorzugt nur kurze Urlaube machen, arbeiten meistens auch mehr und schlafen weniger. Sie tendieren also zu einem stressreichen Lebensstil, der sich negativ auf den Erholungsgrad im Urlaub auswirkt. Und damit lässt sich dann auch schon ein kleines Zwischenfazit ziehen. Wie kurz oder lang der Urlaub auch sein mag – er kann kein stressiges Leben kompensieren.

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Erholung im Urlaub als Gegengewicht zum Alltagstrott

Wir alle kennen verschiedenste Urlaubstypen, welche von Sonne, Strand und Meer über den Aktivurlaub in den Bergen bis hin zum Party-Trip mit Freunden reichen. Wer auf welche Art und Weise ideal entspannen kann, ist ohne Zweifel eine Frage der eigenen Vorlieben. Die meisten Menschen versuchen jedoch im Urlaub aus ihrem gewöhnlichen Takt auszubrechen und Bedürfnisse zu stillen, denen sie sonst nicht ohne Weiteres nachgehen können. Das schafft ein Gegengewicht zu all den Verpflichtungen und Erwartungen, die der Alltag uns abverlangt. Und genau das ist oft der Schalter, der den Erholungsprozess erst so richtig in Gang bringt.

Am wichtigsten ist es jedoch, die Art und Weise der Erholung zu finden, die Dir am meisten Kraft und Energie gibt und Dich für die kommenden Herausforderungen stark macht. Dafür lohnt es sich auch, sich von den Erwartungen des Umfeldes freizumachen. Du machst in diesem Jahr lieber Urlaub im Harz statt auf Bali? Na und! Das ist Dein gutes Recht und Du solltest Dir den Urlaubsspaß auf keinen Fall durch den sozialen Druck aus Deinem Umfeld nehmen lassen. Schließlich handelt es sich um Deine wohlverdiente Erholung, die nun bevorsteht. Achte also vor allem darauf, dass Du genau das tust, was Dir guttut und was Dir zu neuer Energie für den Alltag verhilft.

Urlaubspläne schmieden

Daheimbleiben oder die Welt sehen?

Im Urlaub möchten viele Menschen unbedingt die eigene Umgebung verlassen und suchen fernab der Heimat nach Zerstreuung. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Nach Angaben der Welttourismusorganisation wurden 2019 weltweit rund 1,46 Milliarden grenzüberschreitende Reiseankünfte gezählt. Fast 70 Jahre zuvor, also im Jahr 1950, waren es dagegen „nur“ 25 Millionen weltweite Touristenankünfte. Und bei dieser ausufernden Reisemanie sind auch wir Deutschen ganz vorne mit dabei. Selbst in Corona-Zeiten wollten hier nicht alle auf ihre Fernreise verzichten. Und auch 2022 planen wir wieder fleißig unseren Jahresurlaub. Ein knappes Drittel zieht es der BAT-Analyse zufolge aber nicht ins Ausland. Sie machen lieber Urlaub im eigenen Land, irgendwo zwischen Rügen und Garmisch-Partenkirchen.

Aus wissenschaftlicher Sicht machen sie damit nichts verkehrt. Denn es macht keinen Unterschied, wo man den wohlverdienten Urlaub verbringt. Nur weil jemand weit wegfährt, erlebt er keinen schöneren Urlaub, noch erholt er sich prinzipiell besser. Es gibt nämlich auch so etwas wie Reisestress. Er kann dazu führen, dass eine Urlaubswoche auf dem Bauernhof letztendlich den höheren Erholungsfaktor hat als eine Pauschalreise in die Türkei. Aber auch das Nichtreisen, also beispielsweise der Urlaub auf Balkonien, hat seine Vorteile. Man kann sich mit dem befassen, wofür man wirklich brennt, spart sich Reisekosten und kann seine Umgebung näher erkunden. Denn ist es nicht etwas grotesk, dass viele von uns schon auf der Akropolis und dem Eifelturm waren, aber gleichzeitig fast nichts über die Sehenswürdigkeiten in der Heimat erzählen können?

Urlaub als Statussymbol

In die Ferne zu schweifen und im Urlaub wegzufahren, ist purer Luxus. Das vergessen wir Deutsche gerne einmal. Dabei gibt es immer noch genügend Menschen in Deutschland, die noch nie in ihrem Leben am Meer waren. Und während hier 22 % aller Deutschen aus finanziellen Gründen generell auf Urlaubsreisen verzichten müssen, sind es in Europa sogar 39,6 % aller Bürger:innen, die sich gar keinen Urlaub leisten können.

Vielleicht wird es an dieser Stelle Zeit, einmal umzudenken und das eigene Reiseverhalten selbstkritisch zu hinterfragen. Wer bin ich, wenn ich Urlaub mache bzw. wer gebe ich vor zu sein?

Erholung im Urlaub durch einen Fahrradausflug in der Heimat

Weniger Stress, mehr Erholung im Urlaub

Vielen von uns ist gar nicht bewusst, welch hohen Preis unsere Umwelt für unseren alltäglichen Wohlstand, aber auch für unsere Reiselust, zahlt. Lediglich zwei Tonnen Kohlendioxid sollte jeder/jede von uns jährlich produzieren, wenn wir Umwelt und Klima auch für unsere Kinder, Enkel:innen und Urenkel:innen schützen wollen. Jeder/Jede deutsche Bundesbürger:in verursacht zurzeit aber durchschnittlich 12,5 Tonnen. Eine einzige Flugreise oder auch eine Kreuzfahrt kann schon 2.000 bis 6.000 kg CO₂ ausstoßen. Umweltfreundliches Reisen sieht also definitiv anders aus und mehr Konsumverzicht würde uns allen guttun.

Man muss ja nicht direkt zur Reiserverweigerin bzw. zum Reiseverweigerer werden. Doch wer sich der Endlichkeit unserer Ressourcen bewusst ist und wem der Umweltfaktor beim Urlaub wirklich wichtig ist, der überdenkt seine exklusiven Reiseziele vielleicht noch mal und verreist stattdessen lieber mit dem Zug/Fahrrad oder macht Urlaub im Schrebergarten oder bei Verwandten. Warum nicht einfach die Schönheit genießen, die so nah liegt? Auch in Deutschland gibt es schöne Orte, an denen es sich wunderbar erholen lässt. Es gibt sogar Menschen, die in ihrem Urlaub liebend gerne auf Luxus verzichten und die Einfachheit eines Camping- oder Wanderurlaubs genießen. Denn hier frohlocken die Natur, das Abenteuer und der pure Kontrast zum durchstrukturierten, überfüllten Alltagsleben.

Raus aus dem Urlaubswettbewerb

Keine Frage: Reisen bildet, erweitert den Horizont und lässt uns neue Erfahrungen sammeln. Und all diese tollen Momente und Eindrücke teilen wir gerne mit unserem Umfeld. Vor allem auf Social Media werden wir mit zahllosen Urlaubsbildern von Freund:innen konfrontiert, die uns die schönsten Traumstrände und Hot-Spots der Welt zeigen. Ganz schön beneidenswert, nicht wahr? Doch wir lassen uns auch gerne von diesen makellosen Bildern blenden. Denn niemand sieht bei dieser medialen Zurschaustellung, dass der Jetlag noch eine Woche nach dem Urlaub nachgewirkt hat und das Essen im Hotel eher schlecht war. Auch dass der Flieger zwei Stunden Verspätung hatte und es schon am zweiten Urlaubstag mit dem/der Partner:in so richtig gekracht hat, bleibt unerwähnt.

Wer Jahre später an seinen Urlaub zurückdenkt, der erinnert sich in der Regel gar nicht mehr so gut daran, wie viel Geld er ausgegeben hat und wie viele Leute sich die dazugehörige Instagram-Story angeschaut haben. Stattdessen bleiben überraschende Situationen, interessante Bekanntschaften und ergreifende Momente haften. Daher sollten wir uns im Urlaub auf das Wesentliche konzentrieren, den Alltag hinter uns lassen und einfach die Zeit genießen. Und damit das gelingt, blendet man den Überbietungswettbewerb in den sozialen Medien am besten aus.

Erholung im Urlaub durch digitales Fasten

Erholung im Urlaub durch digitales Fasten

Tag für Tag verleiten soziale Medien uns dazu, uns mit anderen zu vergleichen. Was machen die anderen in ihrer Freizeit? Wie sehen sie aus und kleiden sich? Wohin verreisen sie? Wir befinden uns in einem dauerhaften Wettbewerb und das ist anstrengend. Vor allem für unser Selbstwertgefühl und unser Wohlbefinden, auch wenn wir uns dessen häufig nicht bewusst sind. Viele Studien belegen mittlerweile, dass wir uns umso mieser und erfolgloser fühlen, je länger wir auf sozialen Plattformen unterwegs sind. Während wir unsere Freund:innen und teilweise auch völlig Fremde in ihrer Selbstdarstellung bewundern, sinkt Stück für Stück die eigene Lebenszufriedenheit. Gleichzeitig steigt der Neidfaktor. Denn unser kleines Glück erscheint uns angesichts des Glück der anderen als weniger wertvoll bis hin zu bedeutungslos.

Am besten bezwingst Du diese Neidgeneratoren, indem Du sowohl in Deinem Alltag als auch in Deinem Urlaub ganz bewusst digital fastest. Schalte Dein Handy regelmäßig oder sogar ganz aus. So befreist Du Dich von den vermeintlichen Vorstellungen eines perfekten Urlaubs und schützt Dich gleichzeitig auch vor übertriebenen Erwartungen. Frage Dich stattdessen, welcher Urlaubstyp ganz tief in Dir schlummert und welchen Mehrwert Du benötigst, um entspannen und zur Ruhe kommen zu können. Siehst Du Dich dabei wirklich an einem überfüllten Strand in der Dominikanischen Republik?

Welche Antwort Du Dir selbst darauf geben magst, bleib bei Deinen Überlegungen ganz Du selbst. Tritt Deinem sozialen Umfeld selbstbewusst gegenüber, wenn sich ein Austausch über die Urlaubserlebnisse ergibt. Erkläre, warum Dir bestimmte Dinge im Urlaub wichtig sind und worauf Du gut und gerne verzichten kannst. Vielleicht kannst Du sogar andere mit Deinen Ideen und Ansichten anstecken, sodass sie ihre eigenen Urlaubsgewohnheiten überdenken. Und sicherlich tun wir alle gut daran, in den sozialen Medien weniger damit zu prahlen, was wir Tolles im Urlaub erlebt haben. Getreu dem Motto: Weniger zur Schau stellen, mehr genießen!

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