Offene Beziehung: Liebe ohne „Treue“

Offene Beziehung zwischen zwei Männern und einer Frau

Hast Du nur Sex mit Deinem Partner bzw. mit Deiner Partnerin und teilst Du auch Deine Liebe nur mit dieser einen Person? Dann lebst Du, wie die meisten Menschen, in einer monogamen Partnerschaft. Allerdings gibt es auch Frauen und Männer, denen das nicht reicht. Sie bevorzugen deshalb alternative Beziehungsmodelle und entscheiden sich zum Beispiel für eine offene Beziehung. Das bedeutet, dass sie noch mit einer weiteren oder mehreren Personen außerhalb der Beziehung sexuell intim sind oder diese sogar lieben …

In diesem Artikel erfährst Du, welche Beweggründe es gibt, sich für eine offene Beziehung zu entscheiden und kannst herausfinden, ob eine solche Form der Partnerschaft, auch für Dich in Frage kommen könnte.

Unterschiedliche Auffassungen von „Liebe“ und „Treue“

In einer klassischen Partnerschaft sind Werte wie Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und Treue besonders wichtig. Der Begriff Treue wird dabei fast immer gleichgesetzt mit sexueller Exklusivität. Mit anderen Worten: Wenn ich meinem/meiner Partner:in treu bin, dann gehe ich nur mit ihm/ihr ins Bett. Jede erotische Handlung mit einem anderen Menschen, sei es flirten, küssen und vor allem Sex, bedeutet automatisch Untreue oder sogar Fremdgehen.

Befindest Du Dich also in einer monogamen Partnerschaft und einer/eine von Euch wird sexuell oder auch emotional untreu, kommen rasch Zweifel an der Beziehung und an der gegenseitigen Liebe auf. Wer sich auf eine klassisch monogame Beziehung einlässt, dem sind in der Regel Exklusivität und damit auch emotionale und sexuelle Treue, sehr wichtig. Es ist wie ein Versprechen, eine Absprache oder ein Pakt, den man gemeinsam vereinbart hat. Hält sich einer/eine von beiden nicht daran, so ist schnell von Treuebruch die Rede und dieser sorgt für Frust und führt nicht selten zu einem Verlust des Vertrauens. Für viele Menschen funktioniert dieses Beziehungsmodell sehr gut. Es erfüllt sie und macht sie dauerhaft glücklich.

Es gibt allerdings auch Frauen und Männer, denen sexuelle „Treue“ bzw. Exklusivität in einer Liebesbeziehung sehr schwerfallen. Sie zweifeln das Konzept der Monogamie im Laufe ihres Lebens an oder hinterfragen es zumindest. Sie lieben ihren Partner oder ihre Partnerin, kämpfen aber ständig gegen ihre (sexuellen) Bedürfnisse an, um dem/der Partner:in gerecht zu werden oder um weiterhin der „Norm“ zu entsprechen.

Treue bedeutet nicht für jeden bzw. jede zwangsläufig Exklusivität. Für manche ist Treue stattdessen: Loyalität, Aufrichtigkeit, Verlässlichkeit, Vertrauen und vor allem Offenheit. Polygamie und Polyamorie setzen das bedingungslose Wohlwollen voraus, sich und auch dem/der Partner:in alles zu gönnen, was ihm oder ihr guttut. Für diese Menschen gehören Sex und Liebe nicht zwangsläufig zusammen und sie gestatten einander daher, auch mit anderen intim zu werden. Polyamorie geht noch ein Stück weiter: Hier ist es auch erlaubt, neben der Hauptbeziehung zu dem/der eigenen Partner:in, auch weitere emotionale Bindungen einzugehen.

Paar liegt im Bett und denkt über eine offene Beziehung nach

Mögliche Gründe für eine offene Beziehung

Menschen sind sexuell einfach unterschiedlich motiviert. Bei manchen entsteht die Lust vor allem aus dem Reiz des Neuen. Oft ist es in einer monogamen Beziehung schwierig, das Reizvolle dauerhaft aufrecht zu erhalten. Dieses oder ähnliche Bedürfnisse, können wenn sie zu stark sind, auf Dauer nicht unterdrückt oder gestillt werden, selbst wenn darüber offen gesprochen wird. Bevor man heimlich fremdgeht und die Partnerschaft durch einen Vertrauensbruch nachhaltig schädigt, ist der Gedanke an eine offene Beziehung vielleicht die klügere Variante.

Es gibt verschiedene Gründe, die für eine offene Beziehung sprechen oder weshalb Paare sich im Laufe der Zeit dazu entschließen, ihre Partnerschaft zu öffnen …

Von gesellschaftlichen Zwängen befreien

Das klassische Beziehungsmodell ist nun einmal nicht für jeden/jede das Richtige. Vielleicht glaubst Du nicht an Monogamie? Möglicherweise bist Du in vergangenen Beziehungen immer wieder „fremdgegangen“ und hast Deinen Partner bzw. Deine Partnerin auf diese Weise verletzt? Wenn Du der Meinung bist, dass Du Deine körperliche oder auch emotionale Zuneigung nicht nur auf eine Person beschränken kannst, oder Du etwas Neues ausprobieren möchtest, kann eine offene Beziehung eine gute Option für Dich sein.

Befindest Du Dich momentan in einer monogamen Partnerschaft, könntest Du dieses Thema einmal vorsichtig ansprechen. Vielleicht denkt Dein/Deine Partner:in ebenfalls so wie Du. Dann könntet Ihr beide ausprobieren, ob es auf Dauer ein passendes Beziehungsmodell für Euch sein kann.

Sexuelle Erfüllung

Eine offene Beziehung wird häufig gewählt, weil man sich nach sexueller Erfüllung sehnt. Es kann im Laufe der Zeit passieren, dass ein/eine Partner:in oder sogar beide, das sexuelle Interesse aneinander verlieren, weil der Alltag und die Routine einem auf Dauer zu schaffen machen. Entweder besteht keine starke sexuelle Anziehung mehr, oder beide wünschen sich einfach mehr Abwechslung. Nicht selten gibt es auch besondere (sexuelle) Vorlieben, die der Partner bzw. die Partnerin nicht erfüllen kann oder möchte.

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Es kann auch vorkommen, dass ein monogames Paar bereits sehr früh zusammengekommen ist und sich vor der gemeinsamen Zeit noch nicht richtig sexuell ausprobieren bzw. „ausleben“ konnte. Im Laufe der Partnerschaft könnte sich einer/eine oder auch beide danach sehnen, wie es wohl wäre, mit anderen Sexualpartner*innen intim zu sein. Die Beziehung zueinander wollen sie allerdings nicht beenden oder aufs Spiel setzen. In diesem Fall könnte eine polygame Beziehung vielleicht eine gute Lösung sein. Das Paar könnte die offene Partnerschaft, wenn beide ihre Bedürfnisse gestillt haben, auch wieder schließen und erneut monogam werden.

Notlösung

Eine Partnerschaft aus der Not heraus zu öffnen, hat meist den Hintergrund, dass einer/eine oder beide unzufrieden sind. Die Offenheit ist ein Versuch, sich langsam emotional voneinander zu lösen. Die Angst davor, allein zu sein oder bestimmte Verpflichtungen, wie gemeinsame Kinder oder ein Haus, motivieren manche dazu, zusammenzubleiben und die Polygamie als Notlösung zu sehen.

Eine Trennung erscheint zu hart, also schaut sich einer/eine bereits innerhalb der offenen Beziehung nach anderen potenziellen Partnern bzw. Partnerinnen um. Dieser Weg führt in den meisten Fällen allerdings dazu, dass früher oder später einer/eine jemand Neues findet und die Partnerschaft ganz beenden wird.

Hast Du das Gefühl, dass Ihr als Paar nicht mehr funktioniert, oder die Liebe zwischen Euch einfach erloschen ist? Dann solltest Du fair sein und die Partnerschaft direkt beenden, anstatt eine offene Beziehung vorzuschlagen. In diesem Fall ist sie nämliche keine hilfreiche Option und lässt nicht auf Beständigkeit hoffen.

Bist Du bereit für eine offene Beziehung?

Um Dir diese Frage zu beantworten, musst Du für Dich grundsätzlich erst einmal klären, ob Du Dich selbst aus freien Stücken auf dieses Beziehungsmodell einlassen willst. Oder ob Dein/Deine Partner:in Dich vielmehr dazu drängt. Es ist nicht zielführend, wenn Du Dich auf eine offene Beziehung einlässt, weil Dein Partner oder Deine Partnerin sich danach sehnt. Dies wäre ein falscher Beweggrund für ein solches „Experiment“ und könnte zum Scheitern führen. Dennoch lassen sich viele aus Verlustängsten darauf ein, um den Partner bzw. die Partnerin nicht gänzlich zu verlieren. Das wird meistens nicht funktionieren und sorgt nur für großen Frust, Eifersucht und eine Menge Probleme.

Geht der Gedanke an eine polygame Beziehung von Dir aus? Dann solltest Du dieses Bedürfnis nicht zur Seite schieben oder verdrängen und Deinem Partner bzw. Deiner Partnerin offen davon erzählen. Bevor Du das jedoch tust, prüfe bitte genau, ob Du wirklich bereit bist, eine offene Beziehung einzugehen.

Dafür sollten folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Dein/Deine Partner:in und Du vertraut Euch bedingungslose und Ihr respektiert Euch gegenseitig.
  • Eure Beziehung ist grundsätzlich glücklich und Ihr seht sexuelle Kontakte als Bereicherung an.
  • Du kannst Liebe und Sex gut voneinander trennen (falls nicht, könnte Polyamorie für Dich infrage kommen).
  • Dein/Deine Partner:in hat oberste Priorität für Dich.
  • Ihr könnt sehr offen miteinander kommunizieren.
  • Der Wunsch nach einer offenen Beziehung ist nicht einseitig.
  • Du hast keine großen Probleme mit Eifersucht.
  • Ihr haltet Euch an Regeln und Absprachen.
  • Du möchtest die Beziehung nicht öffnen, um Deine Partnerschaft dadurch zu retten.
  • Du suchst nicht insgeheim einen neuen Partner oder eine neue Partnerin und möchtest bis dahin nicht allein sein.

Bevor Du Dich dazu entscheidest, eine solche Beziehung zu führen, solltest Du Dir grundsätzlich eine Frage stellen: Ist sie wirklich eine Bereicherung für Euch beide oder nur ein Rettungsanker? Denn eine offene Beziehung braucht viel Vertrauen, Kommunikation und Respekt.

Was eine offene Beziehung wirklich ausmacht!

Falls Ihr mit dem Gedanken spielt, eine offene Beziehung zu führen, solltet Ihr vorab unbedingt ein paar Regeln aufstellen und Euch an getroffene Absprachen halten. Überlegt gemeinsam, welche Grenzen es für Euch gibt und was in Ordnung ist. Diese Beziehungsform beruht auf sehr viel Verständnis, Toleranz und vor allem Offenheit gegenüber dem/der Partner:in.

Bei einer offenen Beziehung besteht oft die größte Gefahr darin, dass Gefühle mit ins Spiel kommen. Natürlich kannst Du Dich auch in jemand anderen verlieben, wenn Du in einer monogamen Partnerschaft bist. Allerdings lässt Sexualität auch Nähe entstehen, und erhöht damit das Risiko. Bedenkt dies bitte und sprecht deshalb auch darüber, wie Ihr zu Polyamorie steht.

In polygamen Partnerschaften geht es eben nicht nur darum, die Freiheit zu haben, sich ständig mit neuen Leuten sexuell zu vergnügen. Wer sich für eine offene Beziehung entscheidet, der muss permanent im Austausch mit dem Partner bzw. der Partnerin bleiben. Dazu gehört auch sehr viel über die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen und die des anderen auszuhalten. Wer Probleme damit hat, sich emotional zu äußern, sollte lieber zweimal über eine offene Beziehung nachdenken.

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