Netflix: ein Beziehungskiller?

Paar schaut zusammen Netflix auf der Couch

Wer kennt es nicht? Nach einem langen und anstrengenden Tag wollen wir häufig nur noch entspannen und uns erholen. Viele können dies am besten, indem sie es sich gemeinsam mit ihrem Schatz gemütlich machen und in ihre liebste Serienwelt abtauchen. Netflix an- und die stressige Realität ausschalten. Doch was bedeutet das abendliche Streaming, das für viele mittlerweile zur Tagesordnung gehört, eigentlich für unser Freizeitverhalten und vor allem für unsere Liebesbeziehungen?

US-amerikanische und deutsche Studien zeigen, dass die sexuelle Aktivität und das Interesse an Sex bei jüngeren Menschen im Vergleich zu vor 20 Jahren immer weiter abnehmen. Sind Netflix und Co. also Beziehungskiller und das Ende jeglicher Erotik und Leidenschaft? Oder lässt sich diesen Bedenken doch noch ein gewisses Potenzial zum Guten abringen? Wir sind dem nachgegangen …

Streaming-Dienste: so beliebt wie nie zuvor!

Bereits die Hälfte der Deutschen nutzt Streaming-Plattformen wie Netflix, Amazon Prime oder Sky. Beim jüngeren Publikum (18 bis 29 Jahre) sind es mit 68 % sogar weitaus mehr. Die meisten verbringen ihre Freizeit mittlerweile einfach sehr gerne damit, Serien zu schauen. Wäre es nicht möglich, das als Paar gemeinsam zu tun, müsste man sich immer zwischen Zeit mit dem/der Partner:in und der neuen Folge „Peaky Blinders“ entscheiden. Keine einfache Angelegenheit. Der Seriengeschmack ist heute mindestens genauso wichtig wie der Musikgeschmack. Auf den hat man bei der Partner:innenwahl doch auch schon immer geachtet. 

Einen Serien- oder Filmabend werten viele als perfektes Date

Da ist es wohl keine Überraschung, dass ganze 72 % einen Netflix-Abend als perfektes erstes Date werten. Dies ging aus einer Umfrage von Netflix selbst hervor. Auch später bleibt exzessives Binge-Watching (also das Verschlingen von Serien/Filmen) häufig ein fester Bestandteil heutiger Beziehungen.

Gemeinsame Freundschaften oder geteilte Medien – was ist wichtiger für eine Beziehung?

In der Tat ist die Bedeutung von gemeinsamen Freund:innen ebenso wenig zu unterschätzen wie die eines glücklich geteilten Fernsehers (oder anderer Screens). Das bewies eine Untersuchung von 259 Student:innen durch Forscher:innen an der University of Aberdeen. Die Studie setzte sich mit Paaren in festen Beziehungen auseinander und folgte den Pärchen über einen durchschnittlichen Zeitraum von etwa 16,7 Monaten.

Und das – sicherlich für viele überraschende – Ergebnis? Wie oft vermutet, waren Paare mit einem gemeinsamen Freundeskreis glücklicher als solche, die getrennte Kontakte pflegten. Das gemeinsame Lesen von Büchern oder Gucken von Filmen und Serien hatte jedoch einen vergleichbaren Effekt. Wie kommt das?

Die dazugehörige These der Wissenschaftler:innen besagt, dass das gemeinsame Schauen von Serien und Filmen sowie der aktive Austausch darüber dafür sorgen könnte, dass die Beziehung als verbindlicher betrachtet wird. Speziell dann, wenn dies regelmäßig der Fall ist. Also mit anderen Worten: Medien wie Netflix können offenbar ein fehlendes reales soziales Netzwerk kompensieren – vorausgesetzt, das Gezeigte werde auch vom Pärchen diskutiert.

Wichtig dabei: Beide Partner:innen sollten aktiv dabei sein, wenn einer nur am Handy hängt und die Hälfte verpasst, führt dieses Verhalten eher zu Streit oder Frust beim Gegenüber. Gleiches gilt auch für das „Cheaten“, also wenn einer/eine von beiden die gemeinsam angefangene Serie heimlich alleine weiterschaut. Darauf reagieren viele Paare ganz und gar nicht gut, denn es nimmt die wichtige Grundlage für einen Austausch über das Gezeigte.

Paar schaut gemeinsam Netflix

Netflix ist laut Netflix gut für die Beziehung …

Vom Ende einer Beziehung zu sprechen, nur weil Du mit Deiner/Deinem Partner:in eine Seriennacht nach der nächsten schiebst, ist schon lange nicht mehr angesagt. Im Gegenteil: Eine Studie von Netflix, an der 1.008 US-Amerikaner:innen zwischen 18 und 39 Jahren teilgenommen haben, brachte interessante Erkenntnisse zutage.

  • Fast zwei Drittel von ihnen (63 %) bezeichneten eine Serie als ein sehr gutes Thema für das Kennenlernen; für Filme begeisterten sich sogar noch 6 % mehr.
  • 58 % fügten absichtlich ihren Dating-Profilen zusätzliche Film- und Serienvorlieben hinzu, um ihren Interessantheitsgrad steigen zu lassen.
  • Tatsächlich fand es ein Viertel der Teilnehmer:innen der Studie attraktiv, wenn ihr Gegenüber ihre Vorliebe für bestimmte Filme und Serien teilte.

Und nicht zuletzt sahen 51 % der Befragten einen gemeinsamen Netflix-Account als Meilenstein für eine ernsthafte Beziehung an.

Netflix macht attraktiv

Aber wird da wirklich alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird? Die Antwort ist nein. Immerhin sollte berücksichtigt werden, dass Netflix die Studie selbst in Auftrag gegeben hat. Es wäre also schon merkwürdig, wenn da etwas anderes im Sinne von „Gemeinsam Streamen ist beziehungsfeindlich“ herausgekommen wäre. Letztlich ist es aber kein Drama, wenn sich ein Pärchen gemeinsam für einen Film oder eine Serie begeistert.

Wie immer gilt nämlich: Die Dosis entscheidet darüber, ob etwas Fluch oder Segen ist. Das Suchtpotenzial, besonders bei Serien, sollte dennoch nicht unterschätzt werden. Auf Sätze wie: „Komm schon, eine Folge geht noch!“ sollte Deine Antwort auch mal „Nein“ lauten.

Paar küsst sich während es Netflix schaut

Sex oder Netflix-Serie?

Zugegeben, es kann sehr entspannend sein, nach einem stressigen Tag die Beine hochzulegen und den Fernseher anzuschalten. Wenn Du aber wirklich im wahrsten Sinne des Wortes zusammen mit Deiner besseren Hälfte abschalten willst, solltest Du ihn jedoch regelmäßig wieder ausknipsen und Dich Deinem Schatz zuwenden.

Das ist zumindest die Erkenntnis, die eine ganze Reihe von Sexualforscher:innen, Psychosozialist:innen und in anderen Fachrichtungen arbeitende Forscher:innen gewonnen haben. Von Frankreich über Newark bis hin nach Portland heißt es also: Erotische Rituale tragen wesentlich zu einer funktionierenden Partnerschaft bei, Fernsehen unterbricht sie. Weil es schnell einfach an Aufmerksamkeit und Hautkontakt für den/die Partner:in fehlt.

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Dies deckt sich mit der repräsentativen Datenerhebung der beiden Ökonomen Adrienne Lucas und Nicolas Wilson. Sie befragten vier Millionen Menschen aus 50 Staaten (vor allem aus den ärmeren Schwellenländern) und stellten fest: Wer keinen Fernseher hatte – was immerhin etwa die Hälfte der befragten Personen war – kam häufiger in den Genuss von Sex. Wie sich im Verlauf der Studie herausstellte, bis zu zwei Prozentpunkte häufiger. Musst Du jetzt also komplett auf Deinen Fernseher verzichten, weil Du Dir Gedanken um Dein Sexleben machst?

Natürlich nicht. Verbringen Dein Schatz und Du einen Großteil Eurer Freizeit damit, Filme, Serien und TV-Sendungen zu sehen, bleibt allerdings weniger Zeit für Sex. Doch das ist noch lange kein Grund, sich für immer vom Fernseher zu verabschieden. Lucas und Wilson bezeichnen „sowohl sexuelle Aktivität als auch Fernsehen [als] normale Freizeitgüter“. Du hast es also selbst in der Hand, wofür Du Dich (zusammen mit Deinem/Deiner Partner:in) entscheidest. Sex oder Serie – solange ihr Euch aufeinander einlasst und Eure Aufmerksamkeit füreinander die höchste Priorität genießt, ist beides gut.

Mann und Frau lachen  beim gemeinsamen Filmabend im Bett

Der richtige Weg – der Mittelweg

Lasst Ihr Euch also passiv von Netflix und Co. berieseln und misst dem, was da gerade vor Euren Augen abgespielt wird, eine höhere Priorität zu als dem/der Partner:in, entfernt Euch das voneinander. Das steht fest. Nutzt Ihr die Zeit jedoch, um gemeinsam zu diskutieren, zu lachen und zu weinen, schweißt das zusammen und bringt Euch näher. Es kommt also nicht nur auf das Ob, sondern vor allem auch auf das Wie an. Genauso wie bei vielen anderen Dingen in unserem Leben.

Dennoch tut es Deiner Beziehung sicher ganz gut, die Flimmerkiste an einigen Abenden gezielt nicht einzuschalten. So widmest Du Dich aktiv Deinem/Deiner Partner:in. Ihr kommt Euch schneller näher und könnt Eure leidenschaftliche Beziehung einmal mehr aufflammen lassen. Serien von Grund auf zu verteufeln, ist aber unangebracht. Viel eher geht es um den richtigen Umgang damit. Wer Serien bewusst konsumiert und hin und wieder auch einmal ganz wagemutig den Aus-Schalter betätigt, ist sicher auf dem richtigen Weg.

Wie wäre es mit „Digital Detox“? Also einer Auszeit von jeglichen digitalen Medien zusammen mit Deinem/Deiner Partner:in. Weniger Zeit vor Bildschirmen zu verbringen, ist nämlich nicht nur Balsam für das Gehirn und die Seele. Es ist auch ideal dafür geeignet, um mehr aktive Zeit mit Deinem/Deiner Partner:in zu verbringen. Ein weiterer Pluspunkt: Gemeinsame Ziele schweißen Euch zusammen!

Also, verzichte an einigen Abenden doch mal ganz bewusst auf das Fernsehen, Netflix und Co. und sorge an Stelle der Serienheld:innen selbst für Action …

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