Finanzielle Unabhängigkeit in der Partnerschaft – warum sie wichtig ist

Eine Frau wird sich ihrer finanziellen Abhängigkeit in der Partnerschaft bewusst

Wer zahlt das Essen? Diese kleine Frage beim ersten Date ist eine der ersten
gemeinsamen, finanziellen Entscheidungen. Jede Partnerschaft wird aber früher oder später mit größeren Finanzfragen konfrontiert. Die Aufteilung der Mietkosten, die Zahlungen für Lebensmittel oder die Kosten einer Urlaubsreise – schaust Du genauer hin, sind Finanzentscheidungen in einer Partnerschaft dauerhaft präsent. Trotz dieser Allgegenwärtigkeit schweigen viele zum Thema Geld. Doch ohne eine klare finanzielle Aufstellung kann es im Falle einer Trennung besonders Frauen hart treffen. Dann können Ausgaben mitunter nicht mehr alleine getragen werden und es entsteht ein (dauerhafter) finanzieller Engpass. Damit dieser Fall nicht eintritt, sollte die finanzielle Unabhängigkeit in der Partnerschaft immer gewahrt werden. Wie dies funktionieren kann, zeigen wir Dir in diesem Artikel.

Warum schweigen viele Paare beim Thema Finanzen?

Über Geld spricht man nicht: Dieser Glaubenssatz ist bei vielen tief verankert und führt dazu, dass manche nicht einmal wissen, wie viel der eigene Partner bzw. die eigene Partnerin monatlich verdient. Fakt ist aber auch, dass partnerschaftliche Streitigkeiten ums Geld einer der häufigsten Trennungsgründe sind.

Angst, Unsicherheit oder Neid können daran Schuld sein, dass dieses Thema in vielen Beziehungen immer noch tabuisiert wird. Beispielsweise die Scham, als erfolglos zu gelten, weil man schlecht verdient. Angst vor Neid, wenn sich herausstellt, dass man selbst zu den Besserverdienenden gehört.

Weitere Beweggründe lassen sich aber auch in der romantisierten Idealvorstellung von Liebesbeziehungen wiederfinden, wo häufig immer noch die Meinung vorherrscht, dass Geld bei wahrer Liebe keine Rolle spielt. Nicht zu vergessen ist die Kindheit, die ebenfalls unseren Umgang mit Geld beeinflusst. Vielleicht sind einige von uns mit Eltern aufgewachsen, die nicht offen über ihre schlimme finanzielle Situation gesprochen haben, aber insgeheim mit Schuldenbergen, Kreditrückzahlungen und anderweitigen Geldproblemen zu kämpfen hatten. Kein Wunder, dass wir oft fragwürdige Mythen über Geld und/oder Liebe mit uns herumtragen, die uns bis ins Erwachsenenalter unbewusst beeinflussen:

  • über Geld zu reden ist unromantisch
  • Geld verdirbt den Charakter
  • Liebe ist wichtiger als Geld
  • Liebe kann man sich nicht kaufen
  • Finanzen sind Männersache

Dieses negative Meinungsbild gegenüber dem Einfluss des Geldes im Allgemeinen, aber auch dessen vermeintlich zerstörerische Wirkung auf die Romantik, bringt jedoch häufig Konsequenzen mit sich, die für Frauen weitaus dramatischer als für Männer sind.

Frauen sind häufiger finanziell abhängig

Eine Studie von Mastercard aus dem Jahr 2022 zeigt: 30 Prozent der Frauen fühlen sich finanziell nicht unabhängig. 82 Prozent davon glauben sogar, dass sie dies niemals sein werden. Dass Frauen tendenziell schneller in eine wirtschaftliche Abhängigkeit geraten, hängt u. a. mit der gesellschaftlich verankerten Rollenverteilung zusammen.

Statistik zur finanziellen Unabhängigkeit von Frauen

Früher war es unter heterosexuellen Ehepaaren die gesellschaftliche Pflicht des Mannes, für die finanzielle Sicherheit der Familie zu sorgen, während sich Frauen um Kinder und Haushalt kümmerten. Es war eine Seltenheit, dass Mütter ihren Töchtern finanzielle Unabhängigkeit vorleben konnten.

Obwohl diese konservative Familienkonstellation und das daraus resultierende Abhängigkeitsverhältnis zunehmend als überholt gilt, kristallisiert sie sich in vielen Beziehungen immer noch heraus. Die harten Fakten einer UBS-Studie im Jahr 2019 bestätigen dies. So überlassen 63 Prozent der deutschen Frauen Finanzentscheidungen ihrem Partner. Und kaum zu glauben: 8 Millionen Frauen in Deutschland besitzen gar kein eigenes Konto. Dass das Thema Finanzen eine reine Männerdomäne ist, scheint also immer noch in vielen Köpfen vertreten zu sein.

Wichtig zu erwähnen ist auch die Familiengründung. Wird ein Kind geboren, fühlen sich Frauen aufgrund des gängigen Rollenbildes häufig hauptverantwortlich. Der berufliche Werdegang bleibt dann oftmals auf der Strecke. Lange, unbezahlte Auszeiten und Teilzeitbeschäftigungen führen dazu, dass viele Frauen über weniger Einkommen verfügen. Ein Vermögensaufbau wird fast unmöglich und auch die Rücklagen für eine angemessene Altersvorsorge bleiben aus. Laut der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di verfügen Männer im Alter über mehr als doppelt so viel Einkommen wie Frauen. So betrug die Rentenlücke zwischen den Geschlechtern im Jahr 2015 ganze 53 Prozent.

Zu all dem kommen weitere Probleme, wie grundsätzliche Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau, ungleiche Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt, das umstrittene Ehegattensplitting im Steuerrecht und kaum bis wenig Finanzwissen hinzu. Deswegen sollte es besonders Frauen eine Herzensangelegenheit sein, die finanzielle Freiheit anzustreben und auch in Partnerschaften offen über diese zu sprechen.

Eine Frau genießt ihre finanzielle Unabhängigkeit beim Shoppen

Warum finanzielle Unabhängigkeit in der Partnerschaft wichtig ist

Liebe hin oder her, auch als liierte Frau sollte man sich so früh wie möglich mit dem Thema Finanzen auseinandersetzen.

Ein gleichberechtigter Umgang mit Geld führt nämlich dazu, dass …

  • Du die Gleichberechtigung von Mann und Frau unterstützt.
  • Du die Freiheit hast, Dein Geld für das auszugeben, was Du willst.
  • Du Dinge durchsetzen kannst, die Dir wichtig sind.
  • Du auf eigenen Beinen stehen kannst.
  • Du finanziell abgesichert bist.

Mit dem Partner bzw. der Partnerin ganz offen und ehrlich über Geld und Finanzen zu sprechen, bietet zudem viele Vorteile:

  • Ihr vermeidet finanzielle Konflikte
  • Ihr fühlt Euch nicht ungerecht behandelt, benachteiligt oder ausgenutzt
  • Ihr stärkt Eure Partnerschaft durch offene Kommunikation

Ganz wichtig wird die finanzielle Absicherung, wenn es zur Trennung kommt. Ist Euch Eure finanzielle Freiheit von Anfang an wichtig, könnt Ihr beide im Fall der Fälle ohne Geldsorgen in die Zukunft blicken.

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Wie ihr finanzielle Unabhängigkeit in der Partnerschaft erreichen könnt

Grundsätzlich gilt: Finanzen sollten immer so geregelt werden, dass beide Lebensgefährten bei einer Trennung gut aufgestellt sind.

1. Redet offen über Finanzen

Jeder von Euch hat bereits eine Reihe an Lebenserfahrungen gesammelt, durch die bestimmte Vorstellungen zu Themen wie Sparen, Ausgeben oder Anlegen verankert wurden. Teilt diese miteinander! Legt Eure Zukunftsvorstellungen offen und sprecht ganz bewusst das Thema finanzielle Unabhängigkeit in der Partnerschaft an. Wünschst Du Dir ein eigenes Haus? Welche Träume und welche beruflichen Ziele habt Ihr? Welche Versicherungen werden bezahlt? Auch die Gegenwart muss thematisiert werden: Wie hoch ist das Einkommen, welche laufenden Kosten bestehen? Achtet dabei immer auf respektvolle Kommunikation und 100 % Ehrlichkeit.

2. Rollenmodelle hinterfragen

Ist ein Kind geplant, stellt sich die Frage: Ist Dein Mann zuständig, das Geld nach Hause zu bringen? Bleibst Du als Mama zu Hause? Was haltet Ihr von dieser Vorstellung? Generell sollte bei allen Entscheidungen mit hohen finanziellen Belastungen gemeinsam entschieden werden. Welches Modell passt zu Euch? Versucht festzulegen, was sich für Euch am besten anfühlt? Findet eine gleichberechtigte Lösung, bei der Ihr als Paar, aber auch als Individuum glücklich werdet.

3. Altersvorsorge fokussieren

Ihr solltet sicherstellen, dass Ihr Eure private Altersvorsorge getrennt voneinander aufbaut. So sorgt Ihr neben der gesetzlichen Rentenversicherung für Eure finanzielle Absicherung in der Zukunft und reduziert das Risiko von Altersarmut. Achtet gemeinsam darauf, dass beide regelmäßig einzahlen, auch im Falle von Auszeiten, wie beispielsweise der Elternzeit.

4. Faire Verteilung anstreben

Viele Paare neigen zu dem Gedanken, dass sich Ausgaben schon irgendwie
ausgleichen. Einer zahlt die Miete, der andere die Einkäufe und die Stromrechnung. In der Realität kann dadurch schnell ein Ungleichgewicht entstehen, sodass ein/e Partner:in letztendlich immer draufzahlt. Berechnet lieber prozentual vom Einkommen, wer wie viel beisteuert. So schafft Ihr es, die Ausgaben im Verhältnis wirklich gleichberechtigt aufzuteilen, ohne dass das Monatsende für einen von Euch regelmäßig finanziell problematisch wird.

Es gibt verschiedene Modelle, die helfen können, die finanzielle Unabhängigkeit in der Partnerschaft zu fördern und dennoch den Überblick über gemeinsame Ausgaben zu bewahren. Ein beliebtes Modell ist das 3-Konten-Modell. Dafür legt Ihr Euch neben Euren jeweils eigenen Bankkonten ein zusätzliches, drittes Konto an. Von diesem gemeinsam genutzten Konto gehen alle Ausgaben ab, also beispielsweise Miete, Einkäufe, Versicherungen oder Urlaube. Dabei könnt Ihr entscheiden: Zahlt Ihr lieber monatlich einen bestimmten Betrag auf das dritte Konto ein oder sollen beide Einkommen direkt darauf eingezahlt werden, wobei jeder eine Art „Taschengeld“ aufs eigene Konto erhält?

Ganz wichtig: Das Konto, die Vollmacht und auch die Passwörter müssen für beide
verfügbar sein.
Alles andere führt zu einem unausgewogenen Machtverhältnis innerhalb der Beziehung.

Finanzielle Unabhängigkeit in der Partnerschaft ist möglich

Egal ob Du weniger oder mehr verdienst, lasse Dich nicht von falschen Glaubenssätzen und bestehenden Ungerechtigkeiten verunsichern! Gehe zunächst in Dich, dann mit Deinem Partner bzw. Deiner Partnerin ins Gespräch und zeige, dass Dir das Thema Finanzen wichtig ist. Verdeutliche, dass ein Bedürfnis zur offenen Kommunikation und gemeinsamen Planung besteht. Durch die aktive Auseinandersetzung mit den eigenen finanziellen Ressourcen und Wünschen und den Paar-Finanzen investiert Ihr in die gemeinsame Zukunftsplanung – mit Vertrauen, Transparenz und ohne Angst!

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