Schnelllebigkeit in der Liebe

Frau benutzt Dating App auf dem Smartphone

Wir haben auf Partys sexy Blicke verteilt, das Umfeld unserer Freunde und Freundinnen ausgekundschaftet und zusätzlich auf die Algorithmen von Dating-Apps vertraut, aber das dauerhafte Liebesglück lässt weiterhin auf sich warten. Stattdessen hat die Schnelllebigkeit uns fest im Griff. Und während wir unzählige Dating-Profile gescannt und bewertet, Nachrichten geschrieben und beantwortet haben und auf den nächsten schnellen Liebestreffer warten, der unser Herz höherschlagen lässt, fragen wir uns still und heimlich: Wie haben Oma und Opa das damals nur gemacht?

Sie haben sich mit 16 kennengelernt, mit 18 Jahren geheiratet und sind seitdem unzertrennlich. Ganz schön beneidenswert! Ist das Suchen und Finden der Liebe heutzutage wirklich so schnell und kurzlebig geworden? Haben wir verlernt, potenziellen Partner:innen eine echte Chance zu geben und ersticken wir die Liebe noch im Keim, bevor sie überhaupt gedeihen kann? Oder täuscht diese Wahrnehmung und wir unterliegen hier einem Trugschluss? In dem folgenden Artikel wollen wir uns mit der vermeintlichen Schnelllebigkeit in der Liebe näher auseinandersetzen.

Zu schnelle Entscheidungen in der Liebe?

Vielleicht kommt Dir die Situation bekannt vor: Es ist gerade mal drei Wochen her, da hast Du zufällig einen attraktiven Mann, beziehungsweise eine attraktive Frau getroffen. Ihr habt Euch super verstanden, es kam zu ein paar romantischen Treffen und tiefen Blicken. Voller Vorfreude hast Du Deinen Freund:innen davon erzählt. Doch als diese Dich jetzt nach ihm/ihr fragen, musst Du leider zugeben, dass daraus nichts geworden ist. Eigentlich war das für Dich keine große Sache, es sollte eben einfach nicht sein. Doch die Worte Deiner Freund:innen stimmen Dich nun doch wieder nachdenklich. Vielleicht habe ich es nicht genug versucht, vielleicht hätte ich hartnäckiger sein müssen? Schon wieder eine Bekanntschaft, die nach nur wenigen Wochen im Sand verlaufen ist …

Junges Paar isst Eis beim Date

Viele Beziehungen, viele Erfahrungen

Ob an diesen Zweifeln, die Dir kommen, etwas dran ist, musst Du für Dich selbst herausfinden. Prinzipiell spricht ja nichts dagegen, bei ein paar Treffen auszuloten, ob da zufällig Mr./Mrs. Right ins Netz gegangen ist. Falls dem nicht so ist, auch nicht schlimm. Was sind schon ein paar Wochen, wenn Du danach eine genauere Vorstellung davon hast, was Du in einem/einer Partner:in suchst und was eher nicht? Die Erfahrungen, die Du durch solche Begegnungen sammelst, sind wertvoll. Auch wenn es tatsächlich zu einer Beziehung kommt, die nur einige Wochen oder Monate hält, kann Dir das Erlebte niemand mehr nehmen.

Es ist immer wieder ein Annähern und Abtasten zweier Menschen, die ihre Gegensätze und Übereinstimmungen ausloten. Bei einem Urlaubsflirt verbringt ihr zum Beispiel ein paar schöne Tage oder Wochen miteinander, genießt das Wetter, den Strand und das Essen. Nach einem innigen Kuss am Flughafen wird Dir aber klar, Du siehst ihn/sie nie wieder. Ihr beide hattet eine schöne Zeit und Du hast Dich und Deine Vorstellungen von einem/einer Partner:in noch besser kennenlernen können. Ebenfalls wieder eine Erfahrung, die Dich wachsen lässt. So kommst Du nach und nach an den Punkt, an dem Du Dir ganz sicher bist, was für einen/eine Partner:in Du suchst.

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Schnelles Liebesglück – Chance oder Fluch?

Ganz anders kann es allerdings aussehen, wenn Du die Suche nach der Liebe nicht als Chance, sondern viel mehr als Fluch wahrnimmst. Nach jedem Date wünschst Du Dir immer mehr, dass es mit dem/der Datepartner:in jetzt endlich klappt. Eine feste Beziehung ist Dein sehnlichster Wunsch und umso größer die Enttäuschung, wenn Dir wiederum klar wird, dass es auch dieses Mal nicht passt und Du der Schnelllebigkeit zum Opfer gefallen bist. Die Erfahrungen, die Du aus den gescheiterten Kennenlernphasen und kurzzeitigen Beziehungen ziehst, empfindest Du wahrscheinlich alles andere als positiv. Jede Trennung und jedes missglückte Date kann für Dich eine weitere Verletzung bedeuten. Gefühle wie Selbstzweifel, Trauer und vielleicht auch Angst vor Zurückweisung können sich einstellen.

Die zukünftigen Datingpartner:innen werden von Dir genauestens geprüft. Trotzdem scheitert es am Ende gegebenenfalls an der Bereitschaft, eine Familie zu gründen, an dem Verlangen nach ausgiebigen Partynächten oder es mangelt an dem Einverständnis, relativ schnell zusammenziehen zu wollen. Nach und nach summieren sich die negativen Erfahrungen aus dem Kennenlernmarathon und den Kurzbeziehungen. Es wächst die Gewissheit, dass Du dies auf lange Sicht nicht aufrechterhalten kannst. Dich selbst würdest Du in dieser Phase wohl nicht mehr als experimentierfreudig, sondern als beziehungsunfähig bezeichnen. Beziehungs-Hopping ist Dein persönlicher Fluch.

Treffen mit Freund:innen bereiten Dir auch nicht mehr unbedingt Spaß. Als Single fühlst Du Dich oft wie das fünfte Rad am Wagen. Außerdem nervt die ständige Fragerei nach einem/einer Partner:in, den/die Du gerade nicht hast. Vielleicht kommt Dir die Anmerkung ja bekannt vor, Du wärst zu wählerisch und würdest in der Liebe zu schnell aufgeben? Dann ist möglicherweise doch etwas an dem alten Sprichwort dran: „Um die Liebe muss man kämpfen.“ Denn wer kann schon sagen, ob aus den fünf Treffen in den letzten drei Wochen nicht doch die große Liebe hätte werden können?

Flüchtiges Liebesglück oder Langzeitbeziehung: Junges Paar fährt Kanu auf dem See und lernt sich kennen

Wer passt zu mir?

Junge Leute probieren sich oft gerne aus, reisen und möchten die Welt entdecken. Sie bleiben nicht mehr unbedingt in der Stadt, in der sie geboren wurden und aufgewachsen sind. Dadurch erweitert sich ihr Horizont, sie lernen mehr potenzielle Partner:innen kennen und haben somit die Qual der Wahl. Wer will sich mit mir auf das Abenteuer Familie einlassen? Bei wem kann ich so sein, wie ich bin? Wer unterstützt mich dabei, meine Karriereziele zu erreichen? Wer lässt mir genug Freiheiten, ohne mir dabei fern zu sein?

Je nachdem, in welchem Lebensabschnitt man sich gerade befindet, ändern sich die persönlichen Wünsche und Ziele. Vielleicht wirken deshalb in einem Moment die Männer oder Frauen interessanter, die abenteuerliche Reisen unternehmen? Oder man ist begeistert davon, wie liebevoll und einfühlsam jemand mit Kindern umgeht. Es ist völlig normal, dass sich unsere Bedürfnisse an unsere jeweilige Lebensphase anpassen. Deshalb ist es auch in Ordnung, dass sich in diesem Zusammenhang die Ansprüche an eine Beziehung ändern. Unsere Suchkriterien müssen wir dann anpassen.

Fördern Dating-Apps die Schnelllebigkeit?

Dating-Apps sind ein Phänomen unserer Zeit. Sie bringen partnersuchende Menschen online in Kontakt und verschaffen ihnen in kürzester Zeit einen Überblick über potenzielle Lebenspartner:innen. Diese Schnelllebigkeit bei der Partnersuche wird aber nicht nur positiv bewertet. Häufig werden diese Plattformen auch als Grund dafür genannt, warum viele Menschen heute keine langfristige Beziehung mehr eingehen können. Das Überangebot an möglichen Partner:innen macht die Entscheidung für nur einen/eine Partner:in so besonders schwierig. Ein effizientes Aussortieren ist aufgrund der Menge an vermeintlichen Traumpartner:innen allerdings zwingend erforderlich.

Wonach soll also aussortiert werden: der Haarfarbe, dem Alter, dem Bildungsstand? Nach diesen schwierigen Entscheidungen steht am Ende immer noch die Frage im Raum, ob nicht einer der vielen anderen Partnervorschläge vielleicht doch die bessere Wahl gewesen wäre. Häufig wird auch kritisiert, dass durch das Studieren der Partnerprofile die Kennenlernphase extrem verkürzt oder sogar gleich übersprungen wird. Beim ersten Treffen werden dann zunächst die bereits gelesenen Daten überprüft und man verschafft sich einen ersten Eindruck vom Gegenüber. Sollte dieser positiv ausfallen, können weitere Treffen folgen, um den Favoriten genauestens beschnuppern zu können. Erst danach wird entschieden, ob es eine Zukunft mit der Onlinebekanntschaft gibt. Häufig lautet die Antwort dann doch Nein und es wird weitergesucht. Die Ansprüche sind schließlich hoch und die Auswahl noch größer.

Nichtsdestotrotz dürfen wir nicht die Pärchen vergessen, die bei ihren Ehegelöbnissen erwähnen, dass sie sich über eine Datingplattform kennengelernt haben. Denn ja, das geht und die Beziehungen können auch halten.

Die romantische Vorstellung, unsere Großeltern hätten ineinander die erste große Liebe gefunden und mit ihr den Rest ihrer Tage verbracht, ist übrigens ein Mythos. Laut einer ElitePartner-Studie aus dem Jahr 2019 haben nur 22 % der 60-69-Jährigen angegeben, dass sie in ihrem Leben nur einen/eine Partner:in hatten. Das bedeutet, dass 78 % auch ein wenig ausprobieren mussten, bis sie „den/die Richtige:n“ gefunden haben.

Schaubild wie viele Partner 60 bis 69-Jährige im Leben haben


Insgesamt wurde bei der Studie festgestellt, dass etwa 53 % der Frauen und Männer in Deutschland im Laufe ihres Lebens zwei bis vier Partnerschaften hatten.

Die Suche nach dem/der perfekten Partner:in bedarf also in jedem Fall einer gewissen Ausdauer und sicher auch ein bisschen Glück. Etwas ausprobiert werden muss in vielen Fällen, laut dieser Studie, tatsächlich auch.

Am Ende zählt das eigene Glück

Ob Du nun viele Partner:innen und Beziehungen hattest oder nicht, im Endeffekt geht es um Dein Wohlbefinden. Du entscheidest, ob Du Dich mit jemandem an Deiner Seite wohler fühlst oder ob Du lieber alleine bist. Vielleicht macht Dich eine Beziehung auch nur phasenweise glücklich und dann brauchst Du wieder nur Zeit für Dich, um den Fokus auf Deine ganz persönlichen Ziele zu lenken. Lebensvorstellungen wie Kinder kriegen, ein Haus bauen und gemeinsam alt werden, müssen nicht auf jeden zutreffen. Vielmehr sollten wir die Möglichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, schätzen und uns genau das aussuchen, was uns am zufriedensten macht. Dabei ist es ganz egal, ob wir jetzt Dauersingle oder gelegentlicher Single sind, oder ob wir uns nach einer langfristigen Partnerschaft sehnen. Auch wenn das bedeutet, dass wir viele Frösche küssen müssen.

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