Kinder an der Hausarbeit beteiligen

Familie spült zusammen das Geschirr

Wer macht wie viel und was im Haushalt? In vielen Familien ist das ein leidiges Thema. Kein Wunder, schließlich zaubern das Wäschewaschen, das Fenster- und Badezimmerputzen, das Kochen oder das Geschirrspülen nicht jedem ein Lächeln ins Gesicht. Was ist also zu tun, damit sich alle Familienmitglieder gegenseitig unterstützen und sich vor allem die Kinder an der Hausarbeit beteiligen? Die Zauberworte heißen Motivation, Lob und Geduld. Dann läuft es nicht nur im Haushalt rund, auch die Entwicklung der Kinder profitiert davon.

Wissenschaftlich bewiesen: Wer mit anpackt, wird selbstständiger

Zuerst eine im ersten Moment banal wirkende Frage, die sich bei vielen Müttern aber als echter Stolperstein erwiesen hat: Willst Du wirklich, dass Dein Kind im Haushalt mithilft? Es liegt in der Natur der Sache, dass Kinder manche Aufgaben zunächst lernen und üben müssen, bevor sie wirklich sitzen und ihre Hilfe auch eine echte Unterstützung darstellt. Wenn Du darüber aber nun sagst: „Ach, das kann ich doch selbst besser und schneller.“, wird diese Einstellung von Deiner Tochter beziehungsweise Deinem Sohn wohl schnell bemerkt werden. Das Ergebnis? Verweigerung und Diskussionen von Kinderseite aus – verständlicherweise.

Richtig gemacht, trägt das Plus an Verantwortung für den Haushalt auf Kinderseite aber laut Psychotherapeut:innen sowie Kinder- und Jugendärzt:innen dazu bei, dass

  • Kinder zunehmend gerne Verantwortung übernehmen (in allen möglichen Bereichen),
  • ihr Selbstbewusstsein und ihr Selbstwert wachsen,
  • sich sowohl Mädchen als auch Jungen selbst besser organisieren können (speziell in puncto Ordnung und Zeitmanagement) und
  • dass ihre Alltagskompetenzen steigen.

Kurz gesagt: Auch wenn es Dir und Deinen Kindern im ersten Moment nicht so vorkommt – sowohl für Eltern als auch Kinder ist es vorteilhaft, wenn Kinder im Haushalt altersgerechte Aufgaben übernehmen.

Besonders beim Abendbroteschmieren, beim Anziehen oder Teller-und-Besteck-Verteilen können Kinder im Hinblick auf ihre Körperkoordination sehr profitieren. Womit nicht gesagt sein soll, dass der Besuch einer Musikschule oder eines Sportvereins deswegen umsonst oder sogar kontraproduktiv sei. Doch laut Kinder- und Jugendärzt:innen habe sich gezeigt, dass viele Tätigkeiten im Haushalt ein vergleichbar hohes Förderpotenzial beinhalten. Das Ergebnis: Alltagskompetenzen sind für den Schulerfolg ähnlich wichtig wie elterliche, oder andere Fördermaßnahmen im Bildungsbereich. Also ruhig ’mal zusammen Teller tragen und augenzwinkernd anmerken, dass vier ja doch viel schwerer sind als ein einzelner …

Dieser gemeinsame Einsatz für die Familie setzt allerdings voraus, dass Du Dir überlegst, wie sich die Rahmenbedingungen für alle Beteiligten angenehm gestalten lassen.

Ein kleines Kind lernt im Haushalt zu helfen

So lernen Kinder im Haushalt zu helfen

Natürlich gibt es ein paar Tricks, um Kindern die Hilfe im Haushalt schmackhaft zu machen. Hier einige zur Auswahl.

  • Der frühe Vogel fängt den Wurm. Je jünger Kinder sind, desto leichter können sie daran herangeführt werden, dass Hausarbeit eine selbstverständliche Tätigkeit ist. Natürlich kann ein kleines Kind naturgemäß noch nicht ganz so viel und so gründlich erledigen, wie eine/ein Jugendliche:r. Aber dafür ist das Gemecker auch gleich viel geringer, wenn sich nach jahrelangem Nichtstun Kinder plötzlich an der Hausarbeit beteiligen sollen. Außerdem sind jüngere Kinder dank der richtigen Hilfsmittel oftmals sehr begeisterungsfähig. Denke nur beispielsweise an die Weihnachtsbäckerei, die sich ja vielleicht auch auf andere Jahreszeiten und Kochaktionen ausdehnen lässt.
  • Solidarität trägt zum Familienzusammenhalt bei. Keine Frage, Hausarbeit macht nicht immer Spaß. Doch wenn die anfallenden Aufgaben fair verteilt werden und nicht einer/eine alles (Ungeliebte) machen muss, sieht es gleich viel entspannter aus. Ein aufeinander abgestimmter Haushaltsplan kann hier helfen. Zusätzlicher Vorteil: Man kann sich bei Bedarf gegenseitig unterstützen. Und wenn etwas bei guter Stimmung in einer netten Runde erledigt wird, ist die Aufgabe gleich doppelt so schnell erledigt.
  • Auch Selbstbestimmung trägt wesentlich zur Motivation bei. Natürlich erwischt es jeden/jede einmal mit einer Haushaltstätigkeit, die man entweder nicht mag oder nicht besonders gut kann. Verständlich, wenn der erste Frust, oder die spontane Wut darüber groß sind. Doch es gehört zum Leben dazu, dass man sich auch solchen Herausforderungen stellen muss. Dafür ist es dann umso schöner, wenn an manchen Stellen eine Wahlmöglichkeit besteht. Deswegen bietet es sich an, wenn Du Deinem Kind zunächst einmal einige Erfolgserlebnisse verschaffst, indem es Aufgaben erledigt, die es gerne macht. Der Rest ist dann ebenfalls machbar.
  • Das Allerwichtigste sind Lob und Anerkennung! Was gibt es Schöneres als ein selbstständiges, aber geschätztes und geliebtes Mitglied eines gut laufenden Teams zu sein? Eben. Darin unterscheiden sich Kinder und Erwachsene nur unwesentlich.
Kinder beteiligen sich im Haushalt altersgerecht

Wie können sich Kinder altersgerecht an der Hausarbeit beteiligen?

Du kennst nun verschiedene Möglichkeiten, wie Du den (freiwilligen) Einsatz Deiner Tochter/Deines Sohns im Haushalt etwas forcieren kannst. Der wohl wesentlichste Trick dabei ist aber, im richtigen Maß gleichermaßen zu fördern und zu fordern. Wobei es sich beim Fordern von selbst erklärt, dass Du eine Vorbildfunktion hast. Beschwere Dich also nicht darüber, dass das Kind seine Sachen nicht wegräumt, während Du Deinen Kram tagelang irgendwo liegen lässt … Du merkst es sicherlich gerade selbst. Ähnliches gilt für den Geduldsaspekt.

Wenn Ihr in Eurer Familie aber eine wertschätzende Kommunikation und ein gefestigtes Vertrauensverhältnis pflegt, könnt Ihr euch ziemlich schnell in die gemeinsame Hausarbeit stürzen. Ein Vorgehen, das beispielsweise auch in der Montessori-Pädagogik sehr befürwortet wird. Denn Kinder können dank altersgerechter Arbeiten eben das bereits erwähnte Glücksgefühl des Verantwortung-Übernehmens erfahren . Was kann das für den Haushalt bedeuten?

Jüngere Mädchen und Jungen bis zum Kindergarten-Alter freuen sich häufig über Aufgaben, die mit ihrer eigenen Koordination verbunden sind. Also beispielsweise Bücher und Spielsachen in Regale und Kisten zu räumen oder Schmutzwäsche in Körbe zu werfen. Kinder im Grundschulalter können aber auch schon die Blumen gießen, den Tisch nach dem Essen abräumen oder das Bett machen. Und so lässt sich das Ganze dann immer weiter fortsetzen. Natürlich immer im Hinblick auf die körperlich-motorischen Fähigkeiten, aber auch auf das, was Mädchen und Jungen in anderen Umfeldern lernen. Wer schreiben lernt, kann ja auch den Einkaufszettel zum Üben nutzen. Und wer rechnen kann, probiert sich an Kochrezepten oder der Einstellung der Waschmaschine und dem Wäschewaschen aus.

Wie genau das in Deiner Familie aussehen soll, weißt Du natürlich selbst am besten. Aber letztlich kann man doch sagen, dass es ein Zugewinn für alle Beteiligten ist. Besonders wenn jeder und jede seine/ihre Fähigkeiten und Kompetenzen passgenau und mit Spaß einbringen kann, oder?

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